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Hundedenksport für kalte, trübe Tage Hunde haben nicht nur ein großes Bedürfnis nach körperlicher Betätigung, sondern brauchen vor allem auch geistige Herausforderungen. Dabei ist zu beachten, dass Hunde sich nicht alleine beschäftigen und sich langweilen, wenn es keine Action gibt. Der Grund dafür ist eine Verhaltensanpassung im Rudel, d.h. dass Rudeltiere ihre Aktivitäten immer dem Rudelführer anpassen, um ein Ungleichgewicht in der Energieverteilung zu vermeiden, denn es wäre fatal für die ganze Gruppe, wenn nicht alle Tiere gleichzeitig ausgeruht und fit für eine Verfolgungsjagd wären. Das spiegelt sich auch immer noch im Verhalten unserer Haushunde wieder, die dann ruhen, wenn wir inaktiv sind, uns aber – solange sie jung und unerfahren sind – auf Schritt und Tritt verfolgen, sobald wir einen Raum verlassen. Mit zunehmendem Alter wissen unsere Hunde dann, dass wir ihnen z.B. während der Hausarbeit keine Abwechslung bieten, daher gehen sie dann dazu über, sich auf strategisch günstige Plätze zu legen (Türschwelle, Flur, ...), von wo aus sie einen guten Überblick über unsere Tätigkeiten haben. Gelangweilte Hunde, die viel ruhen, passen ihren Körper an den verringerten Energieverbrauch an, der Stoffwechsel sinkt auf ein Minimum, und die Hormonausschüttung verändert sich, was letztlich zur völligen Antriebslosigkeit des Hundes führen kann. Außerdem verstärkt Langeweile Verhaltensprobleme, wie z.B. unerwünschtes Bellen und Springen. Bestraft man dieses „Fehlverhalten“, neigen Hunde dazu, eine Art von Depression – die sogenannte „erlernte Hilflosigkeit“ – zu entwickeln. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass 86,5% sogenannter „Problemhunde“ mehr als 20 Stunden pro Tag ruhten!!! Den Hund zusätzlich zum normalen Spaziergang auch geistig zu fordern macht nicht nur Spaß, sondern kostet auch gar nicht viel Zeit (z.B.: es dauert vielleicht ½ Minute, um 20 (kleine) Leckerli im ganzen Haus zu verstecken, aber der Hund ist mit der Suche wahrscheinlich 10 Minuten lang beschäftigt). Außerdem hilft geistige Aktivität, den Hund glücklicher und gehorsamer zu machen und die Herausforderungen fördern auch die Beziehung des Hundes zu seinem Menschen. Wichtig ist auch, zu wissen, dass unsere Vierbeiner durch körperliche Anstrengung weit weniger ermüden, als durch geistige Aktivität. D.h. ein ausgewogenes Verhältnis zwischen geistigen und körperlichen Betätigungen macht den Hund angenehm müde, er ist ausgelastet und dadurch auch ausgeglichen und „pflegeleicht“. Es folgen nun Vorschläge zu praktischen Übungen, wie Hunde v.a. geistig beschäftigt werden können. Dabei ist die Hauptsache an diesen Tricks nicht, sie perfekt vorführen zu können (denn gelerntes zu präsentieren erfordert nicht mehr allzuviel Grips), sondern es geht um den Lernvorgang an sich, der dazu dient den Verstand des Hund zur fordern und zu fördern. Diese Übungen sollten nicht unter Druck und Zwang erlernt werden, sondern ausschließlich durch Motivation, positives Verstärken und Bestätigung. Dazu zählen natürlich Leckerli, aber v.a. auch Spiele zwischen Hund und Hundführer, Streicheleinheiten und Lob. Zum Spaziergang anziehen. 1. Ziel: Sie halten ihrem Hund das Halsband hin und er schlüpft selbständig mit dem Kopf hinein. Halten Sie das Halsband (Kette muss mit den gespreizten Fingern offengehalten werden) direkt vor die Hundenase und mit der anderen Hand ein Leckerli davor, damit der Hund von selbst mit dem Kopf durchs Halsband schlüpft und geben Sie ein Kommando dazu (z.B. „anziehen“). Hat der Hund die Übung verstanden, versuchen Sie es direkt vor dem Spazierengehen ohne Leckerli. Das muss aber schnell gehen, also: Kopf durchs Halsband und sofort die Türe öffnen!!! Wenn das gut funktioniert kann man den Schwierigkeitsgrad erhöhen, z.B. das Halsband ganz tief oder etwas höher halten, das Halsband nicht ganz still halten, sich mit dem Halsband langsam oder später auch schnell vom Hund weg schon Richtung Tür bewegen, ... 2. Ziel: Leine apportieren. Spielen Sie zunächst kurz mit der Leine mit ihrem Hund, um sie interessant zu machen und werfen Sie die Leine dann ein Stück weg (Kommando z.B.: „Nimm die Leine“). Dann locken Sie Ihren Hund zu sich. Wenn der Hund die Leine gebracht hat, tauschen Sie sie gegen ein Leckerli ein. Kann der Hund diesen Schritt, wird die Leine einfach in der Nähe der Haustür versteckt und der Hund mit demselben Kommando zur Tür geschickt. Auch hier hier kann man letztlich das Leckerli gegen einen Spaziergang zur Belohnung eintauschen. Um die Anforderungen zu steigern, können Sie die Leine auch an immer schwierigeren Orten verstecken – Belohnung = Gassi gehen nicht vergessen!!! Schnauze lecken. Ziel: Auf Kommando leckt sich der Hund seine Schnauze von einem Mundwinkel bis zum anderen. Setzen Sie Ihren Hund ab, zeigen Sie ihm ein Leckerli und bewegen Sie die Hand mit dem Leckerli bis dicht vor seine Nase und wieder weg davon. Sobald die Zungenspitze sichtbar wird sagen Sie: „Schnauze lecken“ und geben ganz rasch das Leckerli zur Belohnung. Im weiteren Verlauf gibt es das Keksi erst dann, wenn immer mehr von der Zunge zu sehen ist, bis der Hund sich tatsächlich die Schnauze leckt. Diese Übung lernen Hunde allgemein sehr schnell!!! Gib Küßchen. Ziel: Wenn Sie Ihren Hund um ein Küßchen bitten, leckt er Ihren Mund, Ihr Kinn oder Ihre Wange. Diese Übung ist leicht zu erlernen, da dieses Verhalten dem Naturell des Hundes entspricht. Strecken Sie Ihrem Hund den Kopf entgegen und wenn er zu lecken beginnt, geben Sie ein Kommando und eine Bestätigung (Leckerli, Spielzeug, ...). Flüstern. Ziel: Wenn Sie leise sagen „erzähl’s mir“, hält der Hund seine Nase einige Zeit an Ihr Ohr. Am einfachsten ist es, sich etwas Leckeres ans Ohrläppchen zu schmieren (Leberpastete, ...), damit der Hund sich dem Ohr nähert und es abschleckt. Später lassen Sie die Pastete weg und sobald der Hund an Ihrem Ohr ankommt, bestätigen Sie ihn sofort mit einem Leckerli aus der Hand, damit er nicht an ihrem Ohr leckt. Der Zeitraum zwischen Kommando und Leckerli wird dann zunehmend verlängert. Klingeln. Das ist eine Übung für große Hunde. Ziel: Wenn Sie sagen „klingeln“, drückt Ihr Hund mit der Nase oder der Pfote auf die Klingel. Halten Sie ein Leckerli direkt vor den Klingelknopf und motivieren Sie Ihren Hund, es sich zu holen. Sobald er mit der Nase oder der Pfote ankommt, sagen Sie das entsprechende Kommando dazu und er erhält sein Keksi. Nach einigen Übungen verdecken Sie das Leckerli mit Ihrer Hand und locken den Hund zum Klingelknopf. Wenn er das verstanden hat, lassen Sie das Leckerli weg und zeigen nur noch mit dem Finger auf die Klingel. Wenn der Hund dann tatsächlich draufdrückt, müssen Sie aber ganz schnell ein Leckerli aus der anderen Hand hervorzaubern und ihn bestätigen. Irgendwann wird das Wort alleine ausreichen, um den Hund zum Klingeln zu bewegen. Roll den Ball. Ziel: Ihr Hund rollt oder schubst den Ball mit der Nase zu Ihnen. Am besten beginnen Sie diese Übung indem Sie Ihren Hund ablegen und einen Ball zwischen seinen Vorderpfoten deponieren. Sobald der Hund mit der Nase den Ball berührt, sagen Sie: „Roll den Ball“ und werfen ihm sofort ein Leckerli zu. Sukzessive können Sie sich dann weiter vom Hund entfernen, damit er den Ball über weitere Strecken rollen muss. Dabei ist es im Prinzip egal, ob der Hund dann weiterkriecht oder aufsteht und den Ball im Stehen/Gehen weiterschubst. Gib Laut. Ziel: Wenn Sie sagen „gib Laut“, bellt ihr Hund. Die meisten Hunde bellen gerne, wenn es klingelt oder jemand an der Tür klopft. Sie können also einfach dazu das Kommando „gib Laut“ sagen und den Hund bestätigen. Allerdings ist es oft nicht erwünscht, dass der Hund in solchen Situationen bellt. Alternativ dazu können Sie ein Spielzeug von einer Hand in die andere werfen, ohne dass ihr Hund es nehmen darf. Durch die steigende Frustration wird der Hund irgendwann mal bellen. Dann müssen Sie schnell sein, das Kommando „gib Laut“ dazu sagen und ihn sofort mit dem Spielzeug belohnen. Sollte das nicht funktionieren, können Sie den Hund auch irgendwo anleinen und ein Stück weiter weg alleine mit seinem Lieblingsball spielen. Der Schwierigkeitsgrad kann erhöht werden, indem der Hund zu verschiedenen Lautäußerungen motiviert wird. Hält man das Spielzeug z.B. nur in den Händen, ohne damit zu spielen, gerät der Hund nicht so stark in Extase und wird wahrscheinlich leiser bellen (anderes Kommando dafür einführen!!!). Sollte der Hund zwischendurch knurren, kann man auch dafür ein neues Wortkommando einführen. Man kann mit seinem Hund auch um die Wette jaulen oder ihm das Jaulen auf Kommando beibringen, wenn eine Sirene losgeht und der Hund mitheult. Auch das Niesen kann man dem Hund auf Kommando beibringen. Immer, wenn der Hund niest, ein bestimmtes Wortkommando dazusagen (z.B. niesen), bis er es verknüpft hat und es auch auf Kommando kann, wenn die Nase nicht kitzelt. Gähnen, sich schütteln oder strecken. Ziel: Auf ein Kommando gähnt, oder schüttelt bzw. streckt Ihr Hund sich. Auch alle diese Übung kann man gut über sogenanntes „freies Formen“ einstudieren, das heisst, sobald Ihr Hund gähnt, sich schüttelt (z.B. wenn er aus dem Wasser kommt), oder sich streckt (z.B. morgens, wenn Ihr Hund aufsteht) müssen Sie sofort ein Kommand dazu geben und am besten ebenfalls sofort eine Bestätigung (zumindest ein Lob). Man braucht dazu zwar einigermaßen viel Geduld, aber nach einiger Zeit wird Ihr Hund seine Aktivität mit dem Kommando verknüpfen und diese Übungen dann auch nur auf Kommando zeigen. Sachen auspacken. Ziel: Ihr Hund darf seine Leckerli selbst auspacken. Verpacken Sie Ihrem Hund Leckerli, einen Kauknochen, ein Schweinsohr, ... in Schachteln oder wickeln Sie seine Sachen in Papier ein. Will er dran kommen, muss er sich ein bißchen anstrengen und zuvor das Papier zerfetzen oder die Schachtel öffnen. Wenn der Hund dabei schon zu geschickt ist, können Sie auch mehrere Schachteln ineinander verpacken und nur die innerste Schachtel enthält die Belohnung. Leckerli aus einer Plastikflasche holen. Ziel: Der Hund muss die Flasche solange manipulieren, bis er an seine Leckerli kommt. Beginnen Sie relativ einfach damit, Leckerli in zylindrischen Verpackungen zu verstecken, von wo diese einfach herauspurzeln, wenn der Hund die Dose umwirft. Später können Sie z.B. leere, ausgewaschene Ketchupflaschen verwenden, noch später Flaschen mit richtig kleinen Öffnugen (z.B. Mineralwasserflaschen). Das erfordert dann schon einiges an Geduld und Geschick, aber der hungrige Hund wird die Flasche so lange manipulieren, herumrollen und schütteln, bis er die Aufgabe gelöst hat. Die Liste solcher Tricks und Übungen ist wahrscheinlich beliebig lange fortzuführen. Degradieren Sie Ihren Hund also nicht zum dekorativen Ziergegenstand, sondern seien Sie kreativ und bieten Sie Ihrem Vierbeiner mehr Action!!! |