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Magenprobleme

Wie ihr sicher alle wisst, bekomme ich niemals genug zu fressen. Ich habe daher schon ernsthaft überlegt, das dem Tierschutzverein zu melden, aber dann müsste ich bestimmt wieder in einen kleinen Zwinger – das war nichts für mich. Daher ging ich den Weg des geringsten Widerstandes und rüffelte alles auf, was meine Umwelt zu bieten hatte. Im Wald fand sich immer Leckeres. Da lagen Unterkiefer von Wildtieren, Hasenläufe, Schlangehäute – einmal hatte ich Glück und fand ein ganzes Rehbein, das ich Michi stolz zeigte. Manches, was ich so entdeckte, entpuppte sich allerdings als schwer verdaulich, wie z.B. die Fassung einer Glühbirne inklusive Drähten und Teilen von Glas. Oder die Hülle eines Tennisballes, die mich Gott-sei-Dank auf natürlichem Wege wieder verließ.

Eines Nachts, als mein ständig knurrender Magen mich nicht schlafen ließ, machte ich mich wieder mal auf die Suche nach etwas Essbarem. Leider war im ganzen Haus kein einziger Krümel zu finden. Verdammt, mein Frauchen ist einfach zuuuu ordentlich. In meiner Verzweiflung machte ich mich über Herrchens Socken her. Ich knabberte die Hälfte eines Sockens ab und verputzte sie. Hmmm – lecker, herb und käsig. Am nächsten Morgen war mein Herrchen aber ganz schön sauer auf mich. Besonders, als mich die Überreste des Sockens wieder verlassen wollten, mir aber im Hinterteil stecken blieben und Herrchen kein Taschentuch bei sich hatte, um mich davon zu befreien.

Einmal ließ Herrchen mich, wie jeden Tag, in den Garten und was ich sah erstaunte mich. Alles war weiß. Vorsichtig setzte ich eine Pfote in die weiße Pracht und was ich fühlte gefiel mir sehr. Wie eine Rakete sauste ich herum und kugelte mich – es war einfach toll. Später fielen noch mehr Flocken vom Himmel. Herrchen meinte, das sei Schnee und wenn man den frisst bekommt man schreckliche Bauchschmerzen. Damit das nicht passierte, wollte Herrchen den Schnee wegräumen und holte die Schneeschaufel und einen Besen. Ich aber hielt das für keine gute Idee und raufte mit ihm um sein Werkzeug, bis es ihm zu dumm wurde. Daher sperrte er mich ins Haus. Allein gelassen und zornig sann ich auf Rache und pieselte auf den Fußboden – geschieht ihm ganz recht. Herrchen fand die Bescherung und war traurig, da ich doch eigentlich schon stubenrein war. Er nahm eine Küchenrolle und wischte alles weg. Nun schämte ich mich doch ein bisschen.

Von nun an versuchte ich etwas braver zu sein. Das fiel mir nicht leicht – stand mir doch der Schabernack ins Gesicht geschrieben. Bis mir eine Sache Sorgen machte. Mein Frauchen war krank, hatte schlimmes Bauchweh und musste spucken. Ob sie wohl auch zu viel Schnee gefressen hatte???

Ich überlegte, womit ich ihr wohl eine Freude bereiten konnte. Ich dachte lange darüber nach, bis ich im Garten einen kleinen Strauch sah, der geeignet war. Den wollte ich ihr schenken. Ich zog und zerrte daran, schaffte es aber nicht. So fing ich an zu graben – eine echte Schinderei. Ich grub und grub, bis es mir endlich gelang, ihn aus der Erde zu ziehen. Herrchen hatte gerade die Türe geöffnet, um zu lüften und ich schlich mich leise hinein, wegen der Überraschung und so. Plötzlich stand eine Frage im Raum: Muss man Blumen eigentlich, bevor man sie verschenkt, töten wie eine Beute oder nicht??? Ich weiß so viele Dinge nicht und entschied mich instinktiv: Ich schüttelte die Pflanze kräftig, dass die vom Schnee nasse Erde durch das ganze Wohnzimmer flog. Mein Herrchen brüllte mich an und beschwerte sich bei Frauchen, dass IHR Hund völlig unerzogen ist. Ja so ist das. Immer, wenn ich brav bin, bin ich SEIN Hund, stelle ich etwas an, bin ich plötzlich IHRER. Jetzt kenn’ ich mich gar nicht mehr aus. Menschen!!!

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