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Der Welpe Roman Heute lernte ich Michi’s Bruder Gerhard kennen – ist das eigentlich auch mein Bruder??? Gerhard hatte seinen Welpen am Arm. Naja, inzwischen weiß ich ja, dass man Menschenkinder Babys nennt. Roman, so heißt der kleine Zwerg, ist ein Schlaumeier. Er lässt sich herumtragen und ich muss laufen bis mir die Zunge heraushängt. Aber Frauchen erklärte mir, das müsse so sein, da Babys im 1. Lebensjahr nicht gehen könnten. Seither bin ich froh, ein Welpe zu sein. Eines schönen Tages setzte Frauchen Roman auf den Fußboden und er krabbelte sofort in mein Körbchen. Ich natürlich hinterher, kuschelte mich an ihn und gab ihm einen Riesenschmatz auf die Wange. Frauchen war darüber gar nicht erfreut, doch dem kleinen Kerl schien es zu gefallen. Er quietschte vor Vergnügen und plapperte vor sich hin. Ich dachte: „Ah, ein Ausländer!“, was ja in Traiskirchen nichts Außergewöhnliches ist. Anfangs hatten wir sprachliche Probleme: Ich bellte österreichisch, Roman sprach Esperanto oder so etwas Ähnliches. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, mochten wir uns sofort. Waren wir doch beide hilflose Geschöpfe. Es gibt sie also doch, die „Liebe auf den ersten Blick“. Und Roman war fair und teilte jeden Keks mit mir, was mich überaus glücklich machte, litt ich doch ständig unter Hunger. Von nun an holten wir Roman jeden Montag früh morgens von zu Hause ab. Mein Frauchen schob den Kinderwagen mit Roman – ich musste natürlich wieder laufen, wie immer. Dann spielten wir je nach Wetter im Garten oder im Haus. Roman konnte schon bald herumlaufen und warf mir einen Ball. Das gefiel mir. Zu Mittag gab’s Essen und mein kleiner Freund wurde zu Bett gebracht. Frauchen machte die Küche sauber, statt mit mir zu spielen. Mir war langweilig und ich trottete in den Garten.
Eines Tages sah ich unter einem meiner Stammbäume den
Kinderwagen stehen. Den wollte ich schon längst mal inspizieren, durfte aber
nicht. Heute aber war mein Glückstag – kein Mensch in der Nähe, der mir das
verbieten konnte – und SCHWUPPS lag ich drinnen. Ich kann euch sagen:
„Traumhaft!“ Es war schattig und die Blätter meines geliebten Nussbaumes
raschelten leise und vertraut. Total entspannt schlief ich ein. Plötzlich stand
Frauchen neben dem Kinderwagen und lachte, dass ihr die Tränen über das Gesicht
liefen. Zunächst dachte ich, sie freute sich, dass ich so gut geschlafen hatte.
Aber dann erfuhr ich, dass sie mich schon eine halbe Ewigkeit im ganzen Haus und
Garten gesucht hatte und bereits sehr besorgt war, dass ich ausgebüchst wäre.
Frauchen entfernte meine Haare mit einer Bürste aus dem Kinderwagen und ermahnte
mich, so etwas nicht wieder zu tun.
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